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Giora Feidman


Giora Feidman (* 25. März 1936 in Buenos Aires, Argentinien) ist Klarinettist und Instrumentalsolist der Klezmer-Musik. Aufgrund seiner Erfolge in der Musik wird er als „König des Klezmer“ („King of Klezmer“) bezeichnet.


 

Hintergrund-Informationen aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Leben und Werk

Giora Feidman entstammt einer Familie von Klezmorim, deren Tradition er in der vierten Generation fortsetzt. Seine Vorfahren traten bei Hochzeiten, Bar-Mitzwa-Feiern und anderen Feierlichkeiten im Schtetl des osteuropäischen Raums auf.

 

Feidmans Eltern waren bessarabische Juden aus Chișinău, die um 1905 wegen einsetzender Judenpogrome nach Südamerika ausgewandert waren. Sein Vater war sein erster Lehrer. Schon als 13-Jähriger begleitete er seinen Vater zu Auftritten bei Hochzeiten und anderen Festen. Man erkannte das Talent des Jungen, und ab 1951 erhielt er Unterricht an der Musikakademie. Vier Jahre später nahm ihn eines der renommiertesten Orchester Südamerikas, am Teatro Colón in Buenos Aires mit 18 Jahren als Klarinettist auf.

 

1956, mit 21 Jahren verließ Giora Feidman Buenos Aires, um in das neu gegründete Israel auszuwandern. Bei seiner Ankunft hatte er -im Gegensatz zu den meisten anderen Einwanderern - bereits einen Arbeitsvertrag in der Tasche: Er bekam eine Anstellung als Bassklarinettist beim Israel Philharmonic Orchestra, dem er anschließend 18 Jahre lang angehörte.

 

In dieser Zeit trat er auf den Welttourneen des IPO in nahezu allen wichtigen Konzertsälen auf, unter vielen großen Dirigenten, wie Leonard Bernstein, Karl Münch, Rafael Kubelík, John Barbirolli, Eugene Ormandy und Zubin Mehta. Anfang der 1970er Jahre begann er seine Solokarriere als Klezmer-Musiker und zog nach New York. Gegenwärtig ist er vor allem in Deutschland tätig, dem er sich besonders verbunden fühlt. 1975 heiratete Feidman seine Managerin, die israelische Komponistin Ora Bat Chaim (picture). 

1984 spielte er mit Esther Ofarim eine Hauptrolle in Peter Zadeks Inszenierung von Joshua Sobols Theaterstück Ghetto, was ihn und seine Musik weltbekannt machte.

 

Auf seinen Konzertprogrammen stehen neben Klezmer-Musik auch George Gershwins Werke, Tangos aus seiner argentinischen Heimat und in den 2000er Jahren vermehrt sinfonische Musik zeitgenössischer israelischer Komponisten (Ora Bat Chaim, Betty Olivero) sowie klassische Klarinetten-Literatur wie Mozarts Klarinettenkonzert in A-Dur oder Bearbeitungen von Liedern Franz Schuberts.

Mit dem Organisten Matthias Eisenberg geht er seit 2002 mehrmals im Jahr auf Deutschland-Tournee.

 

Musikalische Beiträge in den deutschen Filmen Jenseits der Stille von Caroline Link und Die Comedian Harmonists von Joseph Vilsmaier sowie seine Mitwirkung bei John Williams oscargekrönter Filmmusik zu Steven Spielbergs Schindlers Liste (gemeinsam mit Itzhak Perlman) machten Feidman dem Filmpublikum Mitte der 1990er Jahre bekannt.

Zum Gedenken an die Millionen Opfer des Nationalsozialismus fand im Januar 2000 die Uraufführung des Stücks „love“ von Ora Bat Chaims zusammen mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker im Plenarsaal des Deutschen Bundestags statt. Auf dem Weltjugendtag 2005 wurde Giora Feidman von Papst Benedikt eingeladen vor etwa 800.000 Christen, während der Vigilfeier des 20. August, zu musizieren.

 

Feidmans stetige Bemühungen um die jüdisch-deutsche Verständigung und Aussöhnung gaben den Ausschlag für seine Berufung durch die Veranstalter und auch ausdrücklich durch den Vatikan und den Papst. Neben dieser Veranstaltung trat Giora Feidman im christlichjüdischen Kontext auch bei mehreren Evangelischen Kirchentagen, Katholikentagen und Ökumenischen Kirchentagen auf.

Zitate

●«Deutschland ist meine Heimat, überhaupt keine Frage. Ja, ja, ja. Ich bin Jude, aber wenn ich spiele, bin ich Musiker. Sie und ich, wir waren nicht beteiligt am Desaster der Vergangenheit. Warum sollten wir dafür büßen? Wir übernehmen die Verantwortung, wir arbeiten zusammen.» – Giora Feidman

●«Ich spiele nicht Klarinette. Ich bin ein Sänger. Ich singe durch mein Instrument.» – Giora Feidman

●«Ich komme nicht auf die Bühne, um zu zeigen, dass ich ein Instrument spielen kann. Ich nehme meine Klarinette zur Hand, um die Menschen an meinem Inneren teilhaben zu lassen.» – Giora Feidman

Ehrungen

Feidman erhielt jeweils 1997 und 2003 den deutschen Musikpreis Echo Klassik in der Kategorie „Klassik ohne Grenzen“.

 

2001 ehrte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse ihn in Berlin aufgrund seiner besonderen Verdienste als „großen Botschafter der Versöhnung“ mit dem Großen Bundesverdienstkreuz. 

 

Für sein jahrzehntelanges Engagement für die „Versöhnung zwischen den Kulturen“, zwischen Judentum und Christentum, Deutschen und Juden sowie Generationen und Schichten mittels seiner Musik erhielt Giora Feidman den Internationalen Brückenpreis für Völkerverständigung 2005.

 

Anlässlich seines 85. Geburtstags fand am 25. September 2021 im Jüdischen Museum in Berlin ein Konzert mit namhaften Künstlern wie zum Beispiel Anne-Sophie Mutter und Tim Bendzko statt.

Giora Feidman und Ehefrau Ora Batchaim Bei Premiere "Comedian Harmonists"

Ensembles

Gitanes Blondes

Auf dem Kreuzfahrtschiff Europa kam es 2010 während einer Konzertreise zu einer Begegnung mit den Gitanes Blondes. Feidman war nach dem gemeinsamen Konzert begeistert und tritt seitdem mit den vier Münchnern auf.

Gemeinsam absolvierten der Solist und das Ensemble 2012 eine Deutschlandtournee und traten beim Festival 28  Jahre Songs an einem Sommerabend auf Kloster Banz auf. Im selben Jahr erschien die gemeinsame CD Giora Feidman & Gitanes Blondes „Very Klezmer“. Mario Krunic spielt die Violine, Konstantin Ischenko das Akkordeon, Christoph Peters die Gitarre und Simon Ackermann den Kontrabass.

 

Gegründet haben sie sich 1999 und verordnen ihre Musik des Balkan und in der Klezmer-Musik, gemischt mit irischem, russischem und südamerikanischem Einfluss.

Klezmer Virtuos

Konstantin Ischenko übernimmt bei Klezmer Virtuos den Part des Akkordeons.

Der vielfache Preisträger und Giora Feidman musizieren bereits seit 2012 zusammen.

 

Die studierte Jazz- und Popmusikerin Nina Hacker spielt den Kontrabass. Neben Klezmer Virtuos übt sie Lehrtätigkeiten sowohl am E-Bass, als auch am Kontrabass aus. Ein weiterer Teil des Ensembles ist das „Jerusalem Duo“. Hila Ofek an der Harfe und Andre Tsirlin am Saxofon gründeten sich 2012.

Giora Feidman Trio Im Trio von Giora Feidman handelt es sich um die „klassische Besetzung“ der Klezmer-Musik. Giora Feidman spielt die Klarinette, Enrique Ugarte spielt das Akkordeon.

 

Giora Feidman Duo Giora Feidmans Partner am Tasteninstrument (Cembalo, Klavier und Orgel) ist Sergej Tcherepanov, Kirchenmusiker und künstlerischer Leiter der Sommerkonzertreihe an der St.-PetriKirche Bosau am Plöner See. Außerdem unterrichtet er als Dozent Klavierbegleitung und Orgelspiel an der Musikhochschule in Lübeck. Der gebürtige Kasache und Giora Feidman führten 2018 zum ersten Mal ihr Programm „From Classic to Klezmer“ auf.

 

Giora Feidman & Friends Giora Feidmans Freunde sind Menschen aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen und Religionen. Bei seiner Friendship Tour begleiten ihn verschiedene Freunde, die ein Quartett aus Piano, Violine, Cello und Kontrabass bilden. Mit ihnen ist Giora Feidman seit 2022 in Europa auf Tournee. Das im Januar 2022 erschienene Album „Friendship“ bietet Studioaufnahmen dieses Tourprogramms.


 

Videos, Downloads




*Immanuel Kant

 

Created: 20230128

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Wikipedia: Diese Seite wurde zuletzt am 10. Januar 2023 um 11:56 Uhr bearbeitet.