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Werner Schneyder                                           25.1.1937-2.3.2019


Werner Schneyder (* 25. Jänner 1937 in Graz; † 2. März 2019 in Wien) war ein österreichischer Kabarettist, Autor, Schauspieler, Regisseur, Boxkampfrichter und Sportkommentator.


 

Hintergrund-Informationen aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Leben

Werner Schneyder wurde 1937 in Graz geboren (Vater aus Wien, Mutter aus Karlsbad), wuchs in Klagenfurt „zwischen Fußballplatz und Stadttheater“ auf, studierte in Wien Publizistik und Kunstgeschichte. Daneben arbeitete er - wie schon zur Schulzeit - als Journalist und Barsänger. Nach der zeitungswissenschaftlichen Promotion schrieb er drei Jahre lang Werbetexte.

Über die Annahme eines Theaterstücks wurde er als Dramaturg an das Landestheater Salzburg engagiert. Nach einem Jahr in Linz entschloss er sich zur Existenz als freier Autor. Er schrieb für den Hörfunk Features und Hörspiele, war auch deren Regisseur, schrieb Theaterkritiken und politische Tagesgedichte für Zeitungen. 

Werner Schneyder lebte in Wien und am Millstätter See in Kärnten. Mit seiner Frau Ilse war er bis zu ihrem Tod 43 Jahre lang (1961-2004) verheiratet.

Aus der Ehe ging Sohn Achim (* 1966 in Salzburg), Autor und Journalist, hervor. Von 2011 bis 2018 war er mit Regine Bulling verheiratet.

Schneyder starb am 2. März 2019 in seiner Wohnung in Wien. Er wurde am 27. März 2019 in einem Ehrengrab der Stadt Wien auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.

Kabarett

1973 wurde ein Auftritt mit einer kabarettistischen Lesung in Salzburg für einen Schauspielerfreund zum Anlass, Schneyder dem Star des im Jahr zuvor aufgelösten Ensembles der Münchner Lach­ und Schießgesellschaft, Dieter Hildebrandt, als Partner zu empfehlen. Eine zunächst unverbindliche Begegnung entwickelte sich nach dem Erscheinen von Schneyders erstem Gedicht- und Aphorismenband zu dem Plan, ein Kabarett-Duo zu gründen.

Dieses startete im April 1974 und zeigte fünf Programme in acht Jahren ("Talk täglich", "Lametta & Co.", "Wie abgerissen", "Keine Fragen mehr", "Ende der Spielzeit"). 1982 trennte sich das Paar, um sich 1985 für ein kabarettgeschichtlich bedeutsames Gastspiel in der DDR (Zugabe Leipzig) noch einmal zu formieren.

Schneyder war davor schon zweimal mit Solo-Gastspielen in Leipzig gewesen. Er hatte vor dem letzten Duo-Programm ein Solo mit Trio erprobt und ließ danach unter anderem "Satz für Satz", "Doppelt besetzt", "Schon wieder nüchtern", "Absage" und "Abschiedsabend" folgen.

1996 trat Schneyder von der Kabarettbühne ab. 

 

Zwölf Jahre danach wurde er mit dem Comeback-Programm "Ich bin konservativ" «wortbrüchig».

 

Dessen Kleintheaterversion folgte 2011 ("Das ultimative Solo"). Alle Duo- und Soloprogramme wurden nach großen Tourneen durch Deutschland, Österreich und Schweiz von Fernsehsendern ausgestrahlt.

 

Daneben versuchte Schneyder auch immer wieder literarisch-kabarettistische Elemente in neue Unterhaltungsformate ("Salon", "Stichwort", "Meine Gäste und ich") einzubringen.

 

Am 25. Januar 2017, seinem 80. Geburtstag, premierte Werner Schneyder mit seinem unwiderruflich letzten Programm „Das war’s von mir“ im Akademietheater des Burgtheaters Wien

Literatur

Der literarische Weg begann mit drei Taschenbüchern mit Politlyrik und Aphorismen. Daneben gab es auch einen humoristischen Roman: "Die Unternehmungen des Herrn Hans". Aus den drei Paperbacks entstand ein Auswahlband: "Gelächter vor dem Aus".

 

Es folgten Satiren und Erzählbände, ein literarisches Porträt "Erich Kästner - ein brauchbarer Autor", zwei Auswahlbände "Schreibzeit" und "Zeitspiel", der Bericht über eine Theaterarbeit "Meiningen oder Liebe und das Theater", der Gedichtband "Reimzeit", der Essayband "Ansichten eines Solisten", das Selbstporträt "Ich, Werner Schneyder - meine zwölf Leben", drei Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau Ilse "Krebs - eine Nacherzählung".

 

Neben weiteren Erzählbänden veröffentlichte Werner Schneyder die Satire-Bücher "Manchmal gehen mir meine Meinungen auf die Nerven, aber ich habe keine anderen" (2011) und "Von einem, der auszog, politisch zu werden. Die Geschichte eines "Meinungsträgers" (2014). Zuletzt erschien "Gespräch unter zwei Augen. Dialog eines Lebens" (2016).

Regie

Ende der 1980er Jahre wurde Werner Schneyder vom Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz seine erste Theaterregie angeboten, die Operette "Im weißen Rössl". Operetteninszenierungen in München, Graz, Wien, Klagenfurt, Bremen und Erfurt folgten. Daneben wurde er immer auch Regisseur des Schauspiels.

 

Er inszenierte zum Beispiel am Wiener Theater in der Josefstadt seine Fassung von "Die letzten Tage der Menschheit" von Karl Kraus, am Staatstheater Meiningen "Das weite Land" von Arthur Schnitzler mit Christine Zart in der weiblichen Hauptrolle, in Wien, Villach und bei den Komödienfestspielen Porcia Autoren wie Oscar Wilde, Georges Feydeau, Erich Kästner, Hugo von Hofmannsthal, Hermann Bahr, Felix Mitterer. In Bremen brachte er "Der Gott des Gemetzels" von Yasmina Reza zur Aufführung. Zuletzt inszenierte er in Wien am Stadttheater in der Walfischgasse „Betrogen“ von Harold Pinter und am Staatstheater Meiningen „Le Dindon“ von Georges Feydeau.

 

Dem folgte bei den Komödienspielen Porcia „Anatol“ von Arthur Schnitzler.

Schauspiel

Als Bühnenschauspieler debütierte er - wiederum in Partnerschaft mit Dieter Hildebrandt - in Neil Simons "Sonny Boys" (Münchner Kammerspiele, Gastspiele in Berlin und Hamburg, Tourneen und TV-Aufzeichnung).

Danach schrieb er für sich die satirische Komödie "Galanacht", die in zwei Inszenierungen (Berlin, Wien) 225 Mal gespielt wurde.

 

Er dramatisierte den Roman von Erika Pluhar "Verzeihen Sie, ist das hier schon die Endstation?" und spielte auch deren Partner bei Gastspielen unter anderem am „Akademietheater“ und am „Volkstheater“ in Wien.

 

Zuletzt spielte er bei den Kärntner Komödienspielen in Porcia abermals den Willy in "Sonny Boys", diesmal unter eigener Regie.

Liedtexte

Werner Schneyder schrieb für sich, Kollegen und Kolleginnen aus der Showbranche (etwa Marianne Mendt) zahlreiche Chansons und Übersetzungen. Er übersetzte auch die Songtexte der Musicals "Funny Girl" und "Billy". Größte Beachtung fanden seine Jacques-Brel-Nachdichtungen, wie "Amsterdam", "Joe", "Das allerletzte Glas", gesungen von Michael Heltau, Hildegard Knef und anderen. "Die Wut ist jung", mit dem Lore Lorentz brillierte, stammte aus seiner Feder.

 

 

 

 

 

 

 

 

(Bild: Werner Schneyder mit Ensemble Porcia­-Intendantin Angelica Ladurner)

Sport

Schneyder betätigte sich schon in der Schulzeit als Sportjournalist. Lange danach kam über das Kabarett ein Kontakt mit dem ZDF zustande, der ab 1975 zur Präsentation des "Aktuellen Sportstudios" und 1978 zur kabarettistischen Jahresbilanzsendung "Das ausgefallene Sport-Studio führte", die er bis 1990 sieben Mal moderierte.

 

Ab den Olympischen Spielen in Los Angeles (1984) kommentierte er zunächst Amateur- und später Berufsboxen im TV. Als langjähriger Kampfrichter im Amateurboxen und als Kabarettist konnte er hier zwei Kompetenzen gleichzeitig anwenden.

 

Sein anhaltendes Interesse für Sport im Allgemeinen beweist er nach wie vor durch gelegentliche Kolumnen in einem Fachblatt.

 

Während seiner Duo-Jahre mit Dieter Hildebrandt stand er im Tor des FC Schmiere, der Fußballmannschaft der Kabarett- und Kleintheaterszene jener Zeit.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werner Schneyder erhielt u. a. den „Johann-Nestroy-Ring“ der Stadt Wien (1981), den „Mostdipf-Preis“ (1983), den „Deutschen Kabarettpreis“, den „Bayrischen Kabarettpreis“ (Ehrenpreis, 2008), den „Stern der Satire des deutschen Kabarettarchivs“ (2008), den „Salzburger Lebensstier“ (2010), das „Große Verdienstzeichen“, den „Goldenen Rathausmann“, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (2012, Bil) und das Große Ehrenzeichen des Landes Kärnten (2017).

 

Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab (Gruppe 33G, Nummer 11) der Stadt Wien.

 

 

 

 

(Kulturministerin Schmied zeichnete Werner Schneyder mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse)


 

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*Immanuel Kant

 

Erstellt: 20180306

Aktualisiert: 20190703 | 20200310

Wikipedia: Diese Seite wurde zuletzt am 24. Juni 2019 um 18:50 Uhr bearbeitet.