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Loriot [lo.ʀi'o:], bürgerlich BernhardViktor ChristophCarl von Bülow ['byːlo], kurz Vicco von Bülow (* 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel; † 22. August 2011 in Ammerland (Oberbayern) [1] ), etablierte sich von den 1950er-Jahren an bis zu seinem Tod in Literatur, Fernsehen, Theater und Film als einer der vielseitigsten deutschen Humoristen. Loriot war zunächst Karikaturist, später arbeitete er auch als Schauspieler, Moderator, Regisseur sowie Bühnen- und Kostümbildner. 2003 wurde er zum Honorarprofessor für Theaterkunst an der Berliner Universität der Künste ernannt.
Der Künstlername „Loriot“ ist das französische Wort für „Pirol“. Der Vogel ist das Wappentier der Familie von Bülow. In der mecklenburgischen Heimat des Adelsgeschlechtes hat sich daher „Vogel Bülow“ als eine gängige Bezeichnung für den Pirol eingebürgert.
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Familie
Bernhard-Viktor Christoph-Carl von Bülow wurde am 12. November 1923 als Sohn des Polizeileutnants Johann-Albrecht Wilhelm von Bülow (1899-1972) und dessen erster Ehefrau Charlotte Mathilde Luise, geborene von Roeder (1899-1929), Tochter Otto von Roeders (1876-1943), in Brandenburg/Havel geboren. Seine Eltern ließen sich 1928 in Gleiwitz scheiden.
Bei der Familie von Bülow handelt es sich um ein altes mecklenburgisches Adelsgeschlecht mit gleichnamigem Stammhaus im Dorf Bülow bei Rehna. Der Name Bülow wurde erstmals 1154 bei der Grundsteinlegung des Ratzeburger Doms urkundlich erwähnt. Die Stammreihe beginnt mit Godofridus de Bulowe (1229). Viele Mitglieder der Familie brachten es im Staatswesen, beim Militär und in der Kirche zu hohen Ämtern oder machten sich um das Kulturleben verdient. Zu Vicco von Bülows Verwandten zählt Bernhard von Bülow, Reichskanzler im Deutschen Kaiserreich.
Von Bülow war ab 1951 verheiratet mit der Hamburger Kaufmannstochter und damaligen Modeschülerin Rose-Marie, Tochter von Peter Schlumbom, genannt Romi (* 1929), und wurde Vater zweier Töchter - Bettina und Susanne - sowie Großvater zweier Enkelkinder. Er lebte von 1963 an bis zu seinem Tod in Ammerland am Starnberger See. (Bild: Das Familienwappen mit dem Pirol (frz. loriot) als Wappentier auf dem Helm)
Leben
Kindheit, Krieg, Ausbildung
Von Bülow wuchs mit seinem ein Jahr jüngeren Bruder seit 1927 bei Großmutter und Urgroßmutter in Berlin auf. 1933 zogen die Geschwister wieder zu ihrem Vater, der im Jahr 1932 erneut geheiratet hatte. Von Bülow besuchte von 1934 bis 1938 das Schadow-Gymnasium in Berlin-Zehlendorf. Mit dem Vater zog die Familie 1938 nach Stuttgart. Von Bülow besuchte dort das humanistische Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, das er 1941 siebzehnjährig mit Notabitur verließ. In Stuttgart sammelte er auch erste Erfahrungen als Statist in der Oper und im Schauspiel. 1940 spielte er als Statist in dem Film Friedrich Schiller - Der Triumph eines Genies mit.
Er begann entsprechend der Familientradition eine Offizierslaufbahn, war drei Jahre mit der 3. Panzer-Division an der Ostfront im Einsatz und wurde mit dem Eisernen Kreuz zweiter und erster Klasse ausgezeichnet; er erreichte den Dienstgrad Oberleutnant. Sein jüngerer Bruder, der am 27. November 1924 ebenfalls in Brandenburg geborene Johann-Albrecht Sigismund von Bülow, fiel am 21. März 1945 als Leutnant bei Gorgast im Oderbruch. Vicco von Bülows militärische Personalakte enthielt keinen Hinweis auf nationalsozialistische Gesinnung.
Auf die Frage, ob er im Zweiten Weltkrieg ein guter Offizier gewesen sei, antwortete er in einem Interview: „Nicht gut genug, sonst hätte ich am 20. Juli 1944 zum Widerstand gehört. Aber für den schauerlichen deutschen Beitrag zur Weltgeschichte werde ich mich schämen bis an mein Lebensende.“ Nach dem Krieg arbeitete er nach eigener Schilderung für etwa ein Jahr als Holzfäller im Solling, um sich Lebensmittelkarten zu verdienen. 1946 vervollständigte er in Northeim am Gymnasium Corvinianum das Notabitur. Auf Anraten seines Vaters studierte er von 1947 bis 1949 Malerei und Grafik an der Kunstakademie (Landeskunstschule) in Hamburg. Zu seinen Lehrern gehörte Alfred Mahlau.
Frühe Arbeiten
Nach dem Abschluss legte Bülow erste Arbeiten als Werbegrafiker vor und entwarf das charakteristische Knollennasenmännchen. Von 1950 an war Bülow als Cartoonist zunächst für das Hamburger Magazin Die Straße, danach für die Zeitschrift Stern tätig. Seit dieser Zeit verwendete er den Künstlernamen Loriot.
Seine erste regelmäßige Serie im Stern sollte Auf den Hund gekommen werden. Einige dieser ersten Cartoons lösten bei den Lesern große Proteste aus:
●In einem Strandkorb sitzt eine Hundedame - aufrecht, im Bikini und mit Badekappe. Vor ihr im Sand spielt ein kleiner Mensch, daneben steht ein Hund auf seinen Hinterbeinen. „Kurverwaltung“ steht auf seiner Armbinde, streng schaut er unter seiner Schirmmütze hervor. „Wenn nun jeder seinen Menschen an den Strand mitbrächte!“ blafft der Hund.
●Zwei Hunde lehnen am Fenster und schauen hinaus; es regnet stark. Auf dem Fußboden liegt ein Mensch, zusammengerollt und schlafend. Sagt der eine Hund zum anderen: „Bei dem Wetter möchte man keinen Menschen vor die Tür jagen!“ Viele Leser drohten damit, den Stern nicht mehr zu kaufen bzw. ihre Abonnements zu kündigen.
Henri Nannen, der damalige Chefredakteur, stellte die Serie nach sieben Folgen ein und beendete die Zusammenarbeit: „Ich will den Kerl nie wieder im ‚Stern‘ sehen!“ Nach der Einstellung im „Stern“ zeigte sich kein einziger Verleger in Deutschland interessiert, die Serie als kleines Buch zu drucken. Unter anderem lehnte Ernst Rowohlt ab. Loriot sandte auf Anraten einer Bekannten dem Schweizer Daniel Keel (Bild) die Zeichnungen; 1954 präsentierten die beiden auf der Frankfurter Buchmesse das Buch Auf den Hund gekommen: 44 lieblose Zeichnungen. So begann eine lebenslange Zusammenarbeit: Loriot publizierte fortan fast ausschließlich bei Keel. Für Keel - er hatte 1952 den Diogenes Verlag gegründet - war es das zweite Buch; für Loriot das erste.
1953 startete der „Stern“ eine Kinderbeilage, das „Sternchen“. Loriot schlug die Serie „Reinhold das Nashorn“ vor und bekam den Auftrag. Aus zunächst geplanten zwei Monaten wurden schließlich 17 Jahre.
Im Dezember 1953 wurden auf der Rückseite von Weltbild vier Zeichnungen von Loriot veröffentlicht.
Im Mai 1954 schloss Loriot dann einen Vertrag mit der Zeitschrift. Die Zusammenarbeit mit dem Verlag war jedoch von Beginn an schwierig. So gab es erhebliche Kritik an vielen von Loriots Beiträgen, einige wurden auch nicht zur Veröffentlichung angenommen. So wurde Loriot im August 1955 gekündigt. Im Kündigungsschreiben des Verlegers Diedrich Kenneweg hieß es, „dass sich unsere Leser mehr und mehr gegen Ihren Stil ausgesprochen haben.“.
Ab Januar 1956 arbeitete Loriot für die Quick. Dort veröffentlichte er zwischen Oktober 1956 und Dezember 1957 die Ratgeberserie Der Gute Ton, von der im Herbst 1957 Teile in Buchform als Der gute Ton: Das Handbuch feiner Lebensart in Wort und Bild veröffentlicht wurden. Ab September 1957 veröffentlichte Loriot abwechselnd mit seinem Vorbild und Freund Manfred Schmidt die Kolumne Der ganz offene Brief. Darin setzten sie sich satirisch mit dem aktuellen Zeitgeschehen, kuriosen Meldungen und privaten Ärgernissen auseinander. Die Schreiben waren dabei immer von einer Zeichnung begleitet. Die Kolumne endete 1961.
In seinem hundertsten ganz offenen Brief vom 13. August 1961 hatte sich Loriot auf einen Artikel des Spiegels bezogen, in dem berichtet wird, dass es in Deutschland erlaubt sei, Wein mit Zuckerwasser, Kohlendioxid und Kaliumferrocyanid zu versetzen. Loriot trieb dies auf die Spitze, indem er behauptete, dass „nach uralter Familientradition“ auch eine Traube den Weg ins Fass fände. Daraufhin kam es zu erheblichen Protesten und erbosten Leserbriefen von Winzern an die Quick. Dies führte zu einer verlagsinternen Kampagne gegen Loriot. Er beendete daraufhin seine Mitarbeit an dieser Kolumne in seinem 102. Beitrag. Darin berichtete er davon, dass ihm regelmäßig dunkle Gestalten auflauerten, darunter auch Winzer und Weinhändler, und das obwohl er unter anderem „seit Jahren täglich eine Flasche Wein leere“. Zu seinem eigenen Schutz wolle er deshalb die Mitarbeit an der Kolumne beenden.
Die Affäre war damit jedoch noch nicht beendet. So musste er im Oktober an einer PR-Aktion im Haus des Deutschen Weines und einem Weinbaugebiet teilnehmen. Der satirische Reisebericht, in dem Loriot neben einer Richtigstellung auch weiter austeilte, wurde im Dezember in der Quick veröffentlicht.
Außerdem nahm Loriot ab Mitte der 50er-Jahre verstärkt Werbeaufträge an, unter anderem für Paderborner Bier, Agfa, den Weinbrand Scharlachberg („Nimm’s leicht!“) und die Tabakmarke Stanwell („Drei Dinge braucht der Mann.“).
In Anzeigen und Trickfilmspots kamen auch hier die Knollennasenmännchen zum Einsatz und gewannen mehr und mehr an Popularität.
Kleinere Rollen als Schauspieler hatte Loriot in Bernhard Wickis Filmen Die Brücke (1959) und Das Wunder des Malachias (1961). Auch in Andrew Martons Kriegsfilm Der längste Tag (1962), bei dem Bernhard Wicki Co-Regisseur war, konnte er in einer kleinen Rolle mitwirken.
Im selben Jahr gestaltete er das Titelblatt der ersten Ausgabe der Satirezeitschrift pardon. 1963 zog Vicco von Bülow mit seiner Familie nach Münsing-Ammerland in die Nähe des Starnberger Sees. Dort wurde er als angesehenes Mitglied der Dorfgemeinschaft 1993 zum Ehrenbürger erhoben.
Fernsehmoderationen, Serien, „Wum“
Loriot moderierte von 1967 bis 1972 die Fernsehsendung Cartoon für den Süddeutschen Rundfunk der ARD, die er auch als Autor und Co-Regisseur verantwortete. Es handelte sich ursprünglich um eine Sendereihe internationaler Zeichentrickfilme, in die er auch eigene Arbeiten einbrachte und damit künstlerisch die engen Rahmenbedingungen, die das Medium Zeitschrift seinen Zeichnungen auferlegt hatte, verließ. Loriots anfänglich reine Moderation von einem roten Sofa aus wurde zunehmend zu einem eigenständigen humoristischen Element der Sendung. Später baute Loriot auch Sketche, in denen er selbst die Hauptrolle übernahm, in die Folgen ein.
1971 schuf Loriot mit dem Zeichentrick-Hund Wum ein Maskottchen für die Aktion Sorgenkind in der ZDF-Quizshow Drei mal Neun, dem er selbst auch die Stimme lieh. Zu Anfang war Wum noch der treue Freund eines Männchens, des eigentlichen Maskottchens, dem er jedoch mehr und mehr die Show stahl und das er schließlich völlig verdrängte. Zu Weihnachten 1972 wurde Wum dann zum Gesangsstar:
Mit dem Titel Ich wünsch’ mir ’ne kleine Miezekatze war er so erfolgreich, dass er für neun Wochen die Spitze der deutschen Hitparade belegte. Dabei handelte es sich bei Wums Gesang um von Bülows Sprechgesang. Wum blieb auch in der Nachfolgesendung Der Große Preis bis in die 1990er Jahre hinein als Pausenfüller erhalten, bald schon als Duo zusammen mit dem Elefanten Wendelin und später mit dem Blauen Klaus, einem Außerirdischen, der mit seiner fliegenden Untertasse einschwebte. Loriot schrieb und zeichnete die Trickfilmgeschichten, die jedes Mal mit einer Aufforderung an die Zuschauer schlossen, sich an der Fernseh-Lotterie zu beteiligen, und lieh allen Figuren seine Stimme. Mit der letzten Folge von Der große Preis endeten auch die Abenteuer von Wum und Wendelin. Heute ist das Paar auf der letzten Seite der Fernsehzeitschrift Gong zu sehen.
Nach Ende der Serie Cartoon produzierte der Süddeutsche Rundfunk eine Sondersendung anlässlich des Besuchs der britischen Queen 1974 (Loriots Telecabinet), die bereits einiges von dem vorwegnahm, was im Laufe des Jahrzehnts noch kommen sollte. 1976 entstand mit Loriots sauberer Bildschirm die erste Folge der sechsteiligen Fernsehserie Loriot bei Radio Bremen, in der er sowohl Zeichentrickfilme als auch gespielte Sketche (letztere oft zusammen mit Evelyn Hamann) präsentierte. Diese Sketche und Trickfilme wurden in Deutschland sehr populär, werden noch immer regelmäßig im Fernsehen wiederholt und sind inzwischen komplett auf DVD erhältlich. Die Anmoderationen und humoristischen Einlagen von Loriot und Evelyn Hamann zwischen den Filmbeiträgen fanden auf einem grünen Sofa statt. 1983 produzierte Radio Bremen zu seinem 60. Geburtstag für die ARD die Sendung Loriots 60. Geburtstag
Klassische Musik und Oper
Eine besondere Liebe entwickelte Loriot zur klassischen Musik und zur Oper. Das Interesse hatten die Großmutter, die ihm als Kind Mozart, Puccini und Bach auf dem Klavier vorspielte, und die Plattensammlung seines Vaters mit Aufnahmen von Opernarien geweckt. In seiner Stuttgarter Zeit wohnte Loriot in Laufweite zur Oper Stuttgart und wirkte als Komparse auf der Opernbühne mit.
1982 dirigierte er das „humoristische Festkonzert“ zum 100. Geburtstag der Berliner Philharmoniker, mit deren Geschichte er durch familiäre Beziehungen verbunden war (Hans von Bülow, der erste Chefdirigent der Philharmoniker, war ein entfernter Verwandter von Loriot). Seine Erzählfassung des Karnevals der Tiere führte Loriot wiederholt mit dem Scharoun-Ensemble auf, einem Kammermusikensemble von Musikern der Berliner Philharmoniker.
Als Regisseur inszenierte Loriot die Opern Martha (Stuttgart, 1986) und Der Freischütz (Ludwigsburg, 1988). Seit 1992 wird seine Erzählfassung von Wagners „Ring des Nibelungen“ aufgeführt: „Der Ring an 1 Abend“, uraufgeführt im Nationaltheater Mannheim. Loriots „Ring“ bildete auch den einzigen Programmpunkt der 1995 erstmals in Berlin veranstalteten Operngala zugunsten der Deutschen AIDS-Stiftung.
Loriot war bis 2006 Moderator dieser jährlich in der Deutschen Oper Berlin ausgerichteten Veranstaltung. Seine Moderationstexte bildeten später den Grundstock für Loriots kleinen Opernführer.
Sein Nachfolger als Moderator der AIDS-Gala war ab 2007 Max Raabe.
Für Leonard Bernsteins Operette Candide verfasste Loriot neue Texte für eine konzertante Aufführung, welche die Handlung besser verständlich machten und dem Stück in Deutschland zu neuer Popularität verhalfen. Die Neufassung des konzertanten Candide wurde 1997 im Prinzregententheater München uraufgeführt.
Kinofilme
1988 drehte Loriot als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller den Film Ödipussi, 1991 folgte dann Pappa ante portas. Dabei spielte Evelyn Hamann jeweils die weibliche Hauptrolle. Produziert wurden alle seine Filme von Horst Wendlandt, der auch die meisten Filme von Otto Waalkes und Hape Kerkeling produzierte.
Späte Aktivitäten, Ehrungen
●Loriot gründete in Brandenburg an der Havel die Vicco-von-Bülow-Stiftung. Sie fördert den Erhalt von Denkmälern und Kunstschätzen; des Weiteren werden bedürftige Einwohner der Stadt unterstützt.
●Loriot gehörte dem im August 2004 in München aus Protest gegen die Rechtschreibreform gegründeten Rat für deutsche Rechtschreibung e. V. als Ehrenmitglied an.
●Im April 2006 gab Loriot bekannt, sich als Fernsehschaffender zurückzuziehen, da seiner Meinung nach in diesem Medium wegen der entstandenen Schnelllebigkeit keine humoristische Qualität mehr zu erzielen sei.
●Anlässlich seines 85. Geburtstages fand von November 2008 bis März 2009 im Filmmuseum Berlin die bislang größte Ausstellung zu seinem Werk statt.
●Als Loriot am 26. August 2009 der Bremer Stadtmusikantenpreis verliehen wurde und er diesen aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich annehmen konnte, schenkte er Radio Bremen zum Dank eine Zeichnung der Bremer Stadtmusikanten aus seiner Feder. Die Darstellung der Märchenfiguren trägt typische Merkmale seiner künstlerischen Handschrift, einschließlich Knollennasenmännchen und Mops. Seitdem erhalten alle Preisträger einen Abdruck dieser Zeichnung.
●Am 19. September 2009 fand in Brandenburg an der Havel, Loriots Geburtsort, in seinem Beisein die feierliche Übergabe der restaurierten Nordkapelle (seiner Taufkapelle) in der St.-Gotthardt-Kirche statt. Die Stadt Brandenburg hatte zu einer Spendenaktion aufgerufen, um ihm dieses Geschenk zu seinem 85. Geburtstag machen zu können.
●Im November 2010 erschien der DVD-Schuber Loriot und die Musik, der neben den aufgezeichneten Inszenierungen von Martha und Freischütz auch Leonard Bernsteins Candide enthält, eine Live-Aufnahme mit dem Ensemble des Gärtnerplatztheaters am 12. November 2003, seinem 80. Geburtstag, im Münchner Prinzregententheater, Moderationen der AIDS-Galas in der Deutschen Oper Berlin sowie andere musikbezogene Aufnahmen.
●Die Stadtverordnetenversammlung von Brandenburg an der Havel beschloss am 27. Juni 2012, der städtischen Musikschule den Namen „Vicco von Bülow“ zu verleihen.
(Quelle: presseportal.de)
Wohlfahrtsmarken
Am 3. Januar 2011 erschienen vier Wohlfahrtsmarken mit Motiven aus bekannten Zeichentrickfilmen von Loriot: Das Frühstücksei, Herren im Bad, Auf der Rennbahn und Der sprechende Hund. Die Zeichnungen hat Vicco von Bülow alias Loriot selbst ausgewählt und als Motive für die Wohlfahrtsmarken zur Verfügung gestellt. Die Marken wurden am 10. Januar 2011 von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble als Herausgeber und Bundespräsident Christian Wulff als Schirmherr des Sozialwerkes Wohlfahrtsmarken der Öffentlichkeit vorgestellt: „Für mich ist Vicco von Bülow einer der ganz großen lebenden Deutschen im Kulturbereich, einer der ganz großen Kulturschaffenden unseres Landes“, sagte der Bundespräsident. Im März 2012 entschied das Landgericht Berlin zu Gunsten der Erben von Vicco von Bülow, dass Wikipedia im Gegensatz zu vielen anderen Websites und Zeitungen die Briefmarken nicht zeigen darf. Die Abbildungen waren bereits im Herbst 2011 nach einer einstweiligen Verfügung entfernt worden.
Tod
Vicco von Bülow starb am 22. August 2011 im Alter von 87 Jahren in Ammerland am Starnberger See. Er wurde am 30. August 2011 im engsten Familienkreis auf dem Waldfriedhof Heerstraße im Berliner Stadtteil Westend beigesetzt.
In der evangelisch-lutherischen St.-Gotthardt-Kirche in Brandenburg/Havel, wo von Bülow am 30. Dezember 1923 getauft worden war, wurde ebenfalls ein Trauergottesdienst für ihn gehalten.
Loriot hatte 1986 öffentlich zu Spenden für die Sanierung der Kirche aufgerufen.
Der Art Directors Club trauerte um sein Ehrenmitglied in einer Zeitungsanzeige mit den Worten: „Lieber Gott, viel Spaß!“
Erinnerungsstätten
Neben dem Grab auf dem Berliner Waldfriedhof an der Heerstraße erinnern in seinem Geburtsort Brandenburg „Loriots Weg“ mit mehreren Stationen, darunter einige seiner Lebens- und Wirkungsstätten, ein sitzendes Knollennasenmännchen und die Figur Müller-Lüdenscheid an Loriot. Auf dem Eugensplatz in Stuttgart weist seit November 2013 eine Säule darauf hin, dass Loriot dort in Jugendjahren wohnte. Nachdem eine bei einer humoristischen Aktion auf das Denkmal gestellte Mopsfigur für Aufsehen gesorgt hatte und wenig später auf ungeklärte Weise wieder verschwunden war, ziert seit Mai 2014 die Bronzestatue eines Mopses ganz offiziell die Säule. Seit 8. Juni 2015 erinnert auch eine Tafel an der Fassade des Hauses Haußmannstraße 1 daran, dass Loriot „im dritten Stock dieses Hauses von 1938 bis 1941“ wohnte. In Bremen wurde 2013 eine Bronzereplik des Loriot-Sofas - ebenfalls mit Mopsskulptur - vor dem Funkhaus von Radio Bremen postiert. Im selben Jahr fand am Hillmannplatz in der Innenstadt die Einweihung des Loriotplatzes statt.
Biografie als Buch
Die im Münchner riva Verlag kurz nach Loriots Tod erschienene Biografie musste Mitte Januar 2013 aufgrund von Urheberrechtsverstößen vom Markt genommen werden. Loriots Tochter Susanne von Bülow hatte vor dem Landgericht Braunschweig dagegen geklagt, dass das Buch zu viele Zitate Loriots enthalte. Die Klägerin erzielte einen Teilerfolg. Der Verlag erklärte, das Buch nun in veränderter Form auflegen zu wollen.
Künstlerische Handschrift
Loriots Werke beschäftigen sich hauptsächlich mit zwischenmenschlichen Kommunikationsstörungen.
«Kommunikationsgestörte interessieren mich am allermeisten. Alles, was ich als komisch empfinde, entsteht aus der zerbröselten Kommunikation, aus dem Aneinander-vorbei-Reden.» – LORIOT
Seine Cartoons leben vom Kontrast zwischen der dargestellten Situation, der dabei zur Schau getragenen Würde seiner Knollennasenmännchen und den Legendentexten. Eines dieser Elemente fällt immer aus dem Rahmen, etwa der Legendentext „Wir fordern die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau, auch wenn der Säugling dabei vorübergehend an Gewicht verlieren sollte“ unter der Darstellung eines sich distinguiert ein Kleinkind an die Brust legenden knollennasigen Herrn. Ein anderer Cartoon zeigt, wie einem Anstreicher, der am oberen Rand eines hohen Schornsteins arbeitet, der Pinsel herunterfällt, wozu der Legendentext trocken anmerkt:
„Reine Dachshaarpinsel sind zwar empfindlich, aber bei feinen Arbeiten sauberer im Strich.“ Themen der Cartoons sind insbesondere das Alltagsleben, Szenen aus der Familie und der bürgerlichen Gesellschaft und oft die sprichwörtliche „Tücke des Objekts“. Loriot machte das Absurde sichtbar, das in normalen Alltagssituationen steckt, und verspottete etwa in seinen „Ratgebern“ die insbesondere in der deutschen Nachkriegsgesellschaft verbreitete Sehnsucht nach festen, erlernbaren Regeln im gesellschaftlichen Umgang, deren Beachtung vor Peinlichkeiten bewahren sollte. Die Komik entsteht bei Loriot nun gerade in den Sketchen oft dadurch, dass die Figuren sich auch in unpassenden und grotesken Situationen (etwa wenn zwei einander unbekannte Herren versehentlich in derselben Badewanne gelandet sind) darum bemühen, sich an diese gesellschaftlichen Regeln und Normen zu halten, wodurch ein oft absurder Humor erzeugt wird.
In seinen Filmen und Sketchen zeigte Loriot gewissermaßen die ‚Tapferkeit‘ von Menschen, die in den verschiedensten Situationen durch ihre bürgerlichen Umgangsformen eine Katastrophe (oder zumindest den destruktiven Ausbruch von Aggressionen) zu verhindern und so ihre Würde zu wahren versuchen. Auffallend sind daneben gekonnt eingesetzte schlüpfrige Akzente. Loriots Humor zeichnete sich durch einen meisterhaften Gebrauch der deutschen Sprache aus.
Einige Erfindungen und Formulierungen Loriots wurden im deutschen Sprachraum Allgemeingut. Dazu gehören das Jodeldiplom, die Steinlaus (die sogar mit einem Eintrag im Pschyrembel vertreten ist) und der Kosakenzipfel mit den den Konflikthöhepunkt des zugehörigen Sketches markierenden Beschimpfungen „Jodelschnepfe“ und „Winselstute“, aber auch Sätze wie „Da hab’ ich was Eigenes, [da] hab’ ich mein Jodeldiplom“, „Und Reiter werden ja immer gebraucht!“, „Bitte sagen Sie jetzt nichts…“, „Das ist fein beobachtet“, „Früher war mehr Lametta!“, „Ein Klavier, ein Klavier!“, „Das Bild hängt schief!“, „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“ (sowie die Variante „wo Mutti sonst nur blasen kann“), „Männer und Frauen passen (einfach) nicht zusammen!“, „Frauen haben auch ihr Gutes“ oder das lakonische „Ach (was)!“
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
Staatliche Orden
●Eisernes Kreuz 2. Klasse, erhalten 1943
●Eisernes Kreuz 1. Klasse, erhalten 1943
●Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, erhalten 1974
●Bayerischer Verdienstorden, erhalten 1980
●Verdienstorden des Landes Berlin, erhalten 1990
●Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst, erhalten 1995
●Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, erhalten 1999
Preise und Ehrungen
1968:
●Lobende Erwähnung beim Adolf-Grimme-Preis für Cartoon
1970:
●Pfeifenraucher des Jahres
1973:
●Adolf-Grimme-Preis mit Silber für Cartoon und Goldene Europa
1974:
●Karl-Valentin-Orden
1978:
●Goldene Kamera
1979:
●Deutscher Kleinkunstpreis
1980:
●Ehrenmitgliedschaft im Art Directors Club
1985:
●Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor
1986:
●Telestar Ehrenpreis für Fernsehunterhaltung
●Critici in erba 1988: Bambi 1988: Ernst-Lubitsch-Preis für die beste deutschsprachige
Filmkomödie (Ödipussi)
1992:
●DIVA - Deutscher Entertainment Preis
1993:
●Bambi
●Ehrenbürgerschaft in seiner Heimatstadt Brandenburg an der Havel und seiner Wahlheimat Münsing
●Mitgliedschaft in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste 1996:
●Ehrenlöwe des Fernsehpreises Der Goldene Löwe
1997:
●Mitgliedschaft in der Akademie der Künste (Berlin)
1999:
●Weilheimer Literaturpreis 1
●Oberbayerischer Kulturpreis
2000:
●DIVA - Deutscher Entertainment Preis
2001:
●Ehrendoktortitel der Universität Wuppertal
2003:
●Ehrenmitgliedschaft im Ensemble des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz
●Honorarprofessur an der Universität der Künste Berlin
2004:
●Jacob-Grimm-Preis Deutsche Sprache
2005:
●Pro meritis scientiae et litterarum
2007:
●Wilhelm-Busch-Preis
●Platz 1 bei der Wahl zum besten Komiker in der ZDF-Sendung Unsere Besten zum Thema „Komiker & Co.“
●Deutscher Comedypreis Ehrenpreis
●Kultureller Ehrenpreis der Landeshauptstadt München
2009:
●Ehrenpreis der Deutschen Filmakademie
●Stern der Satire in Mainz
●Bremer Stadtmusikantenpreis
2010:
●Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin
●Ehrenmitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie
2011:
●Wohlfahrtsmarken mit vier bekannten Cartoons
2012:
●Postume Benennung der Spinnenart Otacilia loriot
2013:
●Umbenennung eines Teils des Hillmannplatzes in Bremen (Ecke Contrescarpe / Herdentorsteinweg) vor dem Bistro Grashoff in Loriotplatz. ●Enthüllung einer Säule am Stuttgarter Eugensplatz
2017:
●Zugtaufe eines der ersten neuen Intercity-Express-Züge (ICE 4) nach Vicco von Bülow.
Videos, Downloads
*Immanuel Kant
Erstellt: 20181023
Aktualisiert: 20190201 | 20190617
Wikipedia: Diese Seite wurde zuletzt am 15. Juni 2019 um 19:26 Uhr bearbeitet.