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Das KabarettTheater Distel (Eigenschreibweise: Kabarett-Theater DISTEL) ist das derzeit größte Ensemble-Kabarett Deutschlands und genießt deutschlandweit einen hohen Bekanntheitsgrad. Die Distel wurde 1953 als Ost-Berliner Gegenpol zu älteren West-Berliner Kabaretts gegründet. Das Theater befindet sich seitdem im Vorderhaus des Admiralspalastes direkt am Bahnhof Friedrichstraße in Berlin-Mitte.
Es bietet tagesaktuelle Kabarettprogramme zu politischen und allgemein gesellschaftlichen Themen. Das Kabarett pflegt die Tradition des klassischen Nummern-Kabaretts, das aus Sketchen, Parodien, Monologen, sarkastischen Liedern und Live-Musik temporeiche und unterhaltende Programme inszeniert.
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Geschichte
„Hurra, Humor ist eingeplant“ - mit diesem Programm feierte Die Distel am 2. Oktober 1953 ihre erste Premiere. Ihre Gründung wurde am 19. März 1953 vom damaligen Magistrat von Groß-Berlin auf Wunsch „breitester Bevölkerungskreise“, wie es in der Aktennotiz hieß, beschlossen. Die Gründung eines Kabaretts im Osten Berlins sollte vor allem ein politisches Gegengewicht zum RIAS-Rundfunkkabarett „Die Insulaner“ und den „Stachelschweinen“ in West-Berlin darstellen, die mit Vehemenz gegen den Osten lästerten.
Doch die Distel zielte aufs „Janze“ und wurde so bald zu einer bekannten und beliebten Gesamtberliner Adresse. Von den vielen Kabaretts, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland neu gebildet haben, ist die Distel eines der dienstältesten. Vor allem nach dem Bau der Berliner Mauer wurde der Distel oft vorgeworfen, nicht in genügendem Maße gegen den Klassenfeind im Westen mit satirischen Mitteln vorzugehen und zu viel ideologische Kritik am Sozialismus in der DDR zu üben.
Mehrmals wollten sich die Regierenden der DDR dieses kritische Kabarett nicht mehr bieten lassen. Direktoren wurden neu berufen und mussten gehen. 1965 drohte Walter Ulbricht auf dem bekannten 11. Plenum des ZK der SED: „sie brauchen sich nicht zu wundern, wenn eines Tages ein Gewitter niedergeht über die Betreffenden […]. Sie dürfen doch nicht denken, dass wir uns weiter als Partei- und Arbeitsfunktionäre von jedem beliebigen Schreiber anspucken lassen. In Moskau gibt’s ja auch kein Kabarett.“ Erzürnt war Ulbricht vor allem noch über den Titel des 11. Programms von 1958 „Beim Barte des Proleten“. Kurzerhand wurde das Programm vor der Premiere in „Liebe und Raketenbasen“ umbenannt. Die Beliebtheit beim Publikum, die Kompromissbereitschaft der Direktoren, Autoren und des Ensembles bewahrte die Distel immer wieder vor dem Aus.
Da die Wartezeit für Distel-Karten, die im übrigen auch ein beliebtes Tauschobjekt im volkswirtschaftlichen Alltag waren, mehrere Jahre betrug, wurde 1976 eine zweite Spielstätte im ehemaligen "Kino Venus" in der Hohenschönhausener Degnerstraße eröffnet und das Ensemble wesentlich vergrößert. Bis 1990 spielten nun zwei Ensembles wechselseitig, nur am Wochenende stand man gemeinsam auf der Bühne.
Szenen, die das Publikum nie erlebte, füllen ganze Aktenordner. Eine staatliche Abnahmekommission prüfte vor jeder Premiere das Programm. Oft mussten Passagen gestrichen und Texte umgeschrieben werden. 1988 durfte ein ganzes Programm „Keine Mündigkeit vorschützen“ nicht zur Aufführung kommen. Das nächste Programm wieder zu verbieten, wurde nicht gewagt. Die Zeit des Umbruchs hatte auch für die Distel begonnen und sie ging „Mit dem Kopf durch die Wende“. Nie zuvor war das Kabarett so dicht an den Problemen der Zeit: Texte, die morgens geschrieben wurden, waren abends schon nicht mehr aktuell.
Bis 1991 war die Distel eine Einrichtung des Magistrats bzw. Senats von Berlin. Zur Umsetzung der Bestimmungen des Einigungsvertrages hatte Senat und Magistrat von Berlin gemeinsam mit Wirkung vom 15. Dezember 1990 u. a. beschlossen, dass bestimmte Einrichtungen nicht überführt, sondern abgewickelt werden. Die damals 60 Mitarbeiter der Distel bekamen einen Brief, in dem u.a. stand: „Sie sind in einer Einrichtung beschäftigt, die der Abwicklung unterliegt“. Senat und Magistrat beabsichtigten nicht das Kabarett zu schließen, sondern forderten eine neue Wirtschaftsform. Die Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung wurde empfohlen. 40 Mitarbeiter wurden für sechs Monate befristet vom Senat übernommen. In dieser Zeit wurde von der Leitung der Distel die Gründung einer GmbH vorbereitet und die 2. Spielstätte aufgegeben. Seit 1. August 1991 arbeitet die Distel nur noch im Stammhaus in der Friedrichstraße mit nur noch 20 festangestellten Mitarbeitern ohne jegliche städtische oder staatliche Subventionen. Darüber hinaus macht sie neben durchschnittlich 340 Vorstellungen pro Jahr in Berlin ca. 80–100 auswärtige Gastspiele im Jahr. Diese finden in zirka 180 deutschen und ausländischen Orten (unter anderem Schweiz, Österreich, England, Frankreich, Namibia, Ungarn und in den USA) statt und steigern somit den Bekanntheitsgrad des Hauses. Die Distel hat ständig drei bis zu sechs Programme im Repertoire, die von zwei Gruppen gespielt werden. Einmal jährlich stehen alle Schauspieler gemeinsam auf der Bühne.
Jährlich unterhält die Distel bis zu 150.000 Besucher in Berlin und auf Tourneen.
Direktoren und künstlerische Leiter
Der Gründer und erster Direktor der Distel von 1953 bis 1958 war Erich Brehm. Von 1958 bis 1963 wurde das Theater von Hans Krause geleitet, der als Distel-Gründungsmitglied von 1953 bis 1955 als Schauspieler am Haus war, von 1963 bis 1968 von Georg Honigmann und von 1968 bis 1989 vom Österreicher Otto Stark, der dem Ensemble seit 1959 angehörte. Norbert Dahnke leitete die Distel von 1990-2008 als Geschäftsführer. Einer der prominentesten Kabarettisten war Peter Ensikat, der von 1974 bis Mitte der 80er Jahre als Autor an der Distel wirkte und von 1999 bis 2004 die künstlerische Leitung übernahm, nachdem sich das Ensemble von Gisela Oechelhaeuser trennte, die von 1989 bis 1999 die Intendanz innehatte. Von 2006 bis 2008 war Frank Lüdecke künstlerischer Leiter, von 2009 bis 2014 war es Martin Maier-Bode. Von 2010 bis 2015 arbeitete Dirk Neldner als Geschäftsführer. Seit 2015 fungieren Astrid Brenk als Geschäftsführerin und Dominik Paetzholdt als Künstlerischer Leiter.
Auszeichnungen
28. Oktober 1961: Nationalpreis der DDR
1973: Vaterländischer Verdienstorden der DDR in Silber
Kreativ-aggresiv auch in der Plakatwerbung ...
Fotogallerie (zum Vergrössern Bild anklicken)
20180116 | 20190228
*Immanuel Kant