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Dieter Hallervorden


Dieter Jürgen „Didi“ Hallervorden (* 5. September 1935 in Dessau, Freistaat Anhalt) ist ein deutscher Komiker, Kabarettist, Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher, Moderator und Theaterleiter.


 

Hintergrund-Informationen aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Leben und Familie

Dieter Hallervorden wuchs als Sohn einer Arzthelferin und eines Ingenieurs in Dessau auf. Er hat zwei Schwestern. Sein Großvater Hans Hallervorden war Gartenarchitekt der Joachim-Ernst-Stiftung im Wörlitzer Park. Aufgrund der Bombenangriffe auf seine Heimatstadt verbrachte Dieter Hallervorden während des Zweiten Weltkriegs einen Teil seiner Kindheit in Quedlinburg. Nach dem Ende des Krieges kehrte er nach Dessau zurück und schloss dort 1953 seine Schulausbildung mit dem Abitur an der Oberschule Philanthropinum ab.

 

Er begann ein Studium der Romanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin und begegnete dort Victor Klemperer, der einen faszinierenden Eindruck auf ihn machte. Wegen der eingeschränkten Meinungsfreiheit in der DDR floh Hallervorden 1958 aus der DDR nach West-Berlin, setzte an der Freien Universität sein Studium zunächst fort, um dann Unterricht bei der Schauspiellehrerin Marlise Ludwig zu nehmen. Nach seinen eigenen Angaben plante er damals zusammen mit seinem Freund Kurt Eberhard ein Attentat auf  Walter Ulbricht, das sie jedoch durch die Intervention einer Freundin Eberhards nicht ausführten.

Nachdem Bewerbungen an der Max-Reinhardt-Schauspielschule sowie beim Berliner Kabarett Die Stachelschweine erfolglos gewesen waren, gründete er in West-Berlin 1960 die Kabarettbühne Die Wühlmäuse, der er bis heute als Direktor vorsteht.

 

1966 wurde Hallervorden während eines Auftritts in Berlin wegen Mordverdachts verhaftet, nachdem ihn die Bildzeitung mit dem gewaltsamen Tod einer Prostituierten in Verbindung gebracht hatte.

Kurz darauf wurde er wieder freigelassen, der Vorwurf gegen ihn hatte sich als völlig haltlos herausgestellt, die von der Bildzeitung stilisierte Kronzeugin war, wie bekannt wurde, siebenmal vorbestraft, unter anderem wegen vorsätzlicher Falschaussage.

 

Dieter Hallervorden hat vier Kinder: Sohn Dieter jun. (* 1963) und Tochter Nathalie (* 1966) aus seiner ersten Ehe mit Rotraud Schindler (* 1940) sowie eine weitere Tochter Laura (* 1986) und Sohn Johannes (* 1998) von seiner zweiten Frau Elena Blume (* 1961), mit der er 25 Jahre verheiratet war.

 

Dieter Hallervorden ist seit etwa 2015 mit Christiane Zander (* 1970) liiert (Bild). Er wohnt abwechselnd im Château de Costaérès auf einer Insel vor der bretonischen Küste, das er im Jahre 1988 für 1,1 Millionen DM erworben hat, und in Berlin. 

Schloss Costaérès

Das Schloss  Costaérès (französisch Château de Costaérès; bretonisch Kastell Kostaerez) ist ein neugotisches Schloss in Frankreich. Es steht auf einer Felseninsel gleichen Namens vor der bretonischen Nordküste - der sogenannten Côte de Granit Rose -, unweit des zur Gemeinde PerrosGuirec gehörenden Strandes von Ploumanach, aber noch auf dem Gebiet der Gemeinde Trégastel.

 

Geschichte 

Der repräsentative Bau wurde von 1892 bis 1896 als Wohnsitz des litauisch-polnischen Mathematikers, Elektroingenieurs und Erfinders Bruno Abdank-Abakanowicz im neugotischen Stil des Historismus nach dem Vorbild mittelalterlicher Burgen errichtet. Der Ausbau wurde erst nach seinem Tod fertiggestellt. Das Schloss war Treffpunkt vieler polnischer Emigranten wie Aleksander Gierymski, Władysław Mickiewicz, Leon Wyczółkowski und dem polnischen Literaturnobelpreisträger Henryk Sienkiewicz. Sienkiewicz war eng mit Abakanowicz befreundet; sein 1895 erschienener Roman Quo Vadis entstand auf Schloss Costaérès. Seit 1988 ist es Zweitwohnsitz des deutschen Schauspielers Dieter Hallervorden. Schräg gegenüber steht das ehemalige Wohnhaus von Gustave Eiffel.

Beruflicher Werdegang

Erste Erfahrungen als Schauspieler sammelte er an der "Berliner Tribüne" und an der "Vaganten Bühne". Schon bald nach Gründung der "Wühlmäuse" folgten Fernseh- und Filmauftritte, unter anderem im Fernsehfilm Das Millionenspiel, in dem er den Gangsterboss Köhler spielte. 1974 sah man ihn neben Arno Assmann in dem Fernseh-Thriller "Der Springteufel als einen aus der Irrenanstalt entflohenen Anhalter. In den Serien Abramakabra, Grand Gala und Das Läster­Lexikon profilierte er sich als Satiriker und Komiker. Der Durchbruch folgte 1975 mit der Slapstick-Reihe Nonstop Nonsens des Süddeutschen Rundfunks. Zu den bekanntesten Nonstop Nonsens-Sketchen zählen der Zumsel, Palim­Palim und Die Kuh Elsa. Zudem gab es einen Vorabfilm zu der Serie mit dem Titel Herr S. kommt nicht zum Zuge.

 

Dieter Hallervorden veröffentlichte eine Reihe von Musiktiteln: "Ich bin der schönste Mann in unserer Mietskaserne" (1976), "Du, die Wanne ist voll" (1978, Duett mit Helga Feddersen, eine Parodie auf "You're the One That I Want"), "Fatima – heut ist Ramadan" (1979), "Super­Dudler" (1980, Parodie auf "Super Trouper" von ABBA), "Punker Maria" (1981, eine Parodie auf "Santa Maria" von Oliver Onions), "Tierischer Tango" (1981) und "Der Würger vom Finanzamt" (1982). Ab 1980 widmete sich Hallervorden als Drehbuchautor und Schauspieler hauptsächlich dem Kino und entwickelte dort die tollpatschige Figur Didi weiter, die durch Nonstop Nonsens zu seinem Markenzeichen geworden war. (Foto: Bühnenprogramm, Siegen, 1970er Jahre)

1992 kehrte er zum politischen Kabarett zurück, zunächst auf Sat.1 mit 21 Folgen der Sendung Spottschau und von 1994 bis 2003 im Ersten mit Hallervordens Spott­Light. Für die ARD moderierte er von 1996 bis 1997 die Sendung Verstehen Sie Spaß? und produzierte 2000 zwölf Folgen der von Frank Lüdecke geschriebenen Familien-Komödie Zebralla.

 

2005 bis 2010 gehörte er zum Team der Comedy­Falle auf Sat.1. In der 2011 auf ProSieben erstausgestrahlten zweiten Staffel des Comedyformates Old Ass Bastards war Hallervorden mit anderen prominenten Gaststars wie Erika Berger und Ingrid van Bergen zu sehen.

 

Mit seinem musikalischen Solo-Programm Mit dem Gesicht sowie mit den Boulevard-Komödien Dinner für Spinner und Die Nervensäge feierte er große Erfolge in seinem Theater "Die Wühlmäuse" in Berlin und im "Anhaltischen Theater" in seiner Heimatstadt Dessau.

Seit 2001 veranstaltet das Kabarett-Theater „Die Wühlmäuse“ in jedem Jahr Das große Kleinkunstfestival unter Leitung von Dieter Hallervorden. An zwei aufeinander folgenden Abenden treten fünf Künstler gegeneinander an, um den Jury- und den Publikumspreis für sich zu gewinnen. Der Berlin-Preis und der Ehren-Preis gehen an gestandene Comedians und Kabarettisten. Weitere Künstler und „handverlesene“ Nachwuchstalente tragen zur Abendunterhaltung durch Gastauftritte bei. Als Moderator fungiert Dieter Nuhr.

 

Seine Autobiografie "Wer immer schmunzelnd sich bemüht..." erschien zu seinem 70. Geburtstag Anfang September 2005. Sein autobiografisches Kabarettprogramm "Stationen eines Komödianten", das er gemeinsam mit Harald Effenberg aufführt, hatte am 8. Februar 2008 in Berlin Premiere.

Hallervorden arbeitet auch als Synchronsprecher. Er ist z. B. die deutsche Stimme von Marty Feldman in dessen Fernsehserie "Marty" und die von sämtlichen Figuren in der Kinderserie Die Wombles. Seit September 2008 spricht Hallervorden für den KiKA die Figur des „Professor Gehirnkopf“ in der Zeichentrick-Serie "Cosmic Quantum Ray".

(Foto: Dieter Hallervorden im November 2012)

Ende 2008 vergab die Stadt Berlin das "Schlosspark Theater" nach einer Ausschreibung an Hallervorden, der einen zehnjährigen Mietvertrag unterschrieb und mit privatem Geld Umbauarbeiten am Theater durchführen ließ. Ihm wurden fünf Jahre Mietbefreiung gewährt. Am 1. September 2009 nahm die Spielstätte ihren vollen Spielbetrieb wieder auf. Neben zahlreichen Gastspielen von prominenten Kollegen steht Dieter Hallervorden auch selber in Stücken, inszeniert unter anderem von Bettina Rehm und Adelheid Müther, auf der Bühne. Ende 2011/Anfang 2012 gab es Rassismus-Vorwürfe seitens Bühnenwatch gegen Dieter Hallervorden und Joachim Bliese, da in dem Theaterstück „Ich bin nicht Rappaport“, die Figur des schwarzen Midge Carter mit Bliese als Blackface besetzt worden war. Im Januar 2015 geriet Hallervorden in ähnlicher Thematik in die Schlagzeilen. Die Berliner BVG hatte Prominente Durchsagen der U-Bahnhöfe machen lassen. Dieter Hallervorden kündigte die Mohrenstraße an, für dessen Umbenennung sich der Verein „Berlin Postkolonial“ seit Längerem einsetzt und dementsprechend angesichts der Blackfacing-Debatte von 2012 protestierte. 

 

Ab 2010 übernahm der bislang überwiegend als Komiker bekannte Hallervorden verstärkt ernsthafte Rollen in Kino- und Fernsehproduktionen, für die er auch Auszeichnungen erhielt. So war er 2012 als Kinderschänder in dem Thriller "Das Kind" zu sehen, spielte 2013 die Hauptrolle in dem Filmdrama "Sein letztes Rennen" und 2014 einen schwer an Alzheimer erkrankten Mann in "Honig im Kopf". 

Politisches Engagement

Zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen 1975 und zur Bundestagswahl 1976 war Hallervorden mit den Wühlmäusen für die FDP unterwegs. Zur Bundestagswahl 1980 warb er als Repräsentant der Liberalen Aktion in 36 Städten in Nordrhein-Westfalen für die FDP. 2016 war er Teil der FDP-Kampagne zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt.

 

Bei der österreichischen Romy-Verleihung 2015 in Wien nahm Hallervorden den Preis als bester Schauspieler entgegen, bedankte sich und fügte hinzu: „Und morgen führe ich die Romy heim ins Reich.“ Mit der Parole"Heim ins Reich" hatten die Nationalsozialisten u. a. für den Anschluss Österreichs 1938 geworben. Auf Rückfragen der Presse antwortete Hallervorden, er wisse sehr wohl, was er gesagt hat, es sei eine bewusste Provokation gewesen. Er habe an die deutsch-österreichische Geschichte erinnern wollen: „Vor dem Zweiten Weltkrieg sind die Österreicher mit wehenden Fahnen zu Nazi-Deutschland übergelaufen. Nach dem Krieg haben der österreichische und der russische Außenminister vereinbart, dass im Staatsvertrag festgeschrieben wird, dass Österreich keine Schuld am Zweiten Weltkrieg trifft. Was bedeutet, dass das Land keine Reparationszahlungen zu leisten hatte, diese lasteten auf den deutschen Schultern.“ Hallervorden betonte, dass er nicht zu rechtem Gedankengut aufrufen, sondern vor Rechtsextremismus warnen will.

 

Hallervorden veröffentlichte anlässlich seines 80. Geburtstags (2015) ein Musikvideo zu seinem "Dankeslied an seine Fans" mit dem Titel „Ihr macht mir Mut (in dieser Zeit)“. Den Verkaufserlös des Songs spendet er der Flüchtlingshilfe. Das betont kultur- und gesellschaftskritische Stück brachte Hallervorden Tadel ein. Hallervorden bediene sich antisemitischer Codes, vertrete offen antiamerikanische Ressentiments und rede Verschwörungstheoretikern das Wort. In der Benefiz-Sendung des ZDF „Menschen auf der Flucht – Deutschland hilft!“ wurde das Lied aus dem Programm gestrichen.

 

Als Reaktion auf die Kritik an Jan Böhmermanns Schmähkritik veröffentlichte Hallervorden im April 2016 den Song "Erdogan, zeig mich an!", dessen Musik auf dem Narhallamarsch fußt. Wenig später kritisierte er in diesem Zusammenhang auch die deutsche Bundeskanzlerin mit dem Lied "Merkel – zu allem bereit" (Melodie des Steigerlieds).

 

Hallervorden engagiert sich als Mitglied des Vereins Deutscher Sprache.

Auszeichnungen

1981: Bambi (für Nonstop Nonsens)

1982: Goldene Ehrenmütze der Großen Brühler KG Fidele Bröhler * Falkenjäger blau-gold             von 1973 e.V.

1996: Telestar Beste Moderation Unterhaltung (für Verstehen Sie Spaß?)

2003: Deutscher Comedypreis Ehrenpreis

2005: Bayerischer Kabarettpreis Ehrenpreis

2006: Ehrenbürger der Stadt Dessau

2009: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)

2009: Steiger Award

2009: Goldener Vorhang für sein Lebenswerk

2009: Prix Pantheon (Sonderpreis der Jury in der Kategorie Reif und Bekloppt)

2010:  Krefelder Krähe - Ehrenpreis der Kabarettgruppe "Die Krähen", Krefeld

2011:  Goldener Vorhang des Berliner Theaterclub e.V. für seine Rolle in "Die Socken Opus             124" am Schlossparktheater

2012: Verdienstorden des Landes Berlin

2012: Goldener Vorhang des Berliner Theaterclub e.V. für seine Rolle in "Ich bin nicht                     Rappaport" am Schlossparktheater

2013: Goldene Kamera („Lebenswerk National“)

2013: Tegtmeiers Erben Ehrenpreis des Wettbewerbs für Bühnenoriginale für sein                         Lebenswerk (verliehen durch die Stadt Herne)

2014: Münchhausen-Preis

2014: Jupiter („Ehrenpreis Lebenswerk“)

2014: Deutscher Filmpreis Beste Darstellung - männliche Hauptrolle (für Sein letztes Rennen)

2015: Ernst-Lubitsch-Preis 2015: Romy (Österreich) in der Kategorie Beliebtester Schauspieler Kino/TV-Film

2015: Bambi (für Honig im Kopf) in der Kategorie „Ehrenpreis der Jury“

2015: Satire-Stern auf dem Walk of Fame des Kabaretts

2016: Medienpreis für Sprachkultur 2016: Goldene Henne in der Kategorie "Lebenswerk"

2016: Goldener Vorhang des Berliner Theaterclub e.V.


 

Fotogallerie (zum Vergrössern Bild anklicken)


 

Videos, Downloads




*Immanuel Kant

 

Erstellt: 20171219

Aktualisiert: 20190224 | 20190524 | 20190804

Wikipedia: Diese Seite wurde zuletzt am 1. August 2019 um 12:41 Uhr bearbeitet.